Ich muss hinzufügen, dass die Seelen, die nicht ins Licht gehen, sondern hier auf unserer Erde verhaftet bleiben, grundsätzlich niedriger schwingen. Sie sind mit leidvollen Erfahrungen versehen, die sie an diese Realität binden und die es ihnen nicht erlauben eine höhere Schwingung zu erreichen. Wer sich mit ihnen verbindet, verbindet sich unweigerlich mit ihrem Leid. Deshalb auch die geballte Negativität, die den Ort umgibt, an dem sie sich aufhalten. Es ist deshalb weder leicht noch eine einfache Entscheidung, ob man sich mit diesen Seelen „verbinden“ möchte – denn wie gesagt, man verbindet sich dann auch mit ihrem Leid. Da es sich hier jedoch um Kinder handelte, eines sehr jung, das andere älter, beschloss ich, dass ich versuchen wollte, ihnen zu helfen. Ich wusste nicht wie und ob mir das gelingen konnte, aber ich traf ganz bewusst die Entscheidung ihnen helfen zu wollen.
Doch am meisten beschäftigte mich die Frage: Warum waren die Kinder noch hier? Was sollen sie getan haben, dass es rechtfertigt oder erklärt, dass sie nicht ins Licht gehen dürfen?
Ich wandte mich mit meinen Fragen an die Geistige Welt und erhielt Antworten. Ich fragte sie, ob es nicht unfair sei, dass diese Familie nicht weiterziehen kann und dass die Kinder es nicht verdient hätten, mit ihrem Leid, dem wahrscheinlich ein gewaltsamer Tod vorausging, verbunden bleiben zu müssen. Warum können sie keinen Frieden finden?
Die Antwort war eindeutig, aber unerwartet: So etwas wie „etwas verdienen“ existiert nicht. Sie haben es nicht verdient, und es mag nicht fair erscheinen, gemessen mit unseren menschlichen Werten. Doch darum geht es nicht – sie haben sich dafür entschieden, mit ihrem Leid und ihrem Tod verbunden zu bleiben. Sie haben sich entschieden ihr Leid nicht loszulassen, sondern darin verhaftet zu bleiben. Es war ihre Entscheidung. Und nur sie können sich daraus befreien, indem sie sich dafür entscheiden loszulassen.
Nicht nur, dass ich damit nicht gerechnet hatte – Es ist eindeutig, inwieweit diese Aussage auf uns Lebende zutrifft: Wir entscheiden uns dafür mit unserem Leid verhaftet zu bleiben. Wir entscheiden uns nicht dafür, dass uns leidvolle Dinge passieren – dafür können wir nichts. Doch wie wir damit umgehen – das ist unsere Entscheidung.
Diese Aussagen trafen mich, doch mit dieser neuen Erkenntnis war ein weiteres Puzzleteil an seinem richtigen Platz. Die endgültige Erkenntnis kam jedoch in einer der folgenden Nächte, am frühen Morgen. Ich war schon wach und lag noch im Bett, als ich sie wieder hörte: Die Kinder waren wieder da. Ich konnte ihre Atmung hören, diesmal weinten sie jedoch nicht. Sie zeigten mir etwas, das wie ein Film vor meinem inneren Auge ablief: Sie zeigten mir, was ihnen passiert war.
Es war eine Szene in einem dunklen Wald. Es war mitten in der Nacht. Ich hatte eine Perspektive eingenommen als wäre ich mitten im Geschehen. Ich war Teil einer Gruppe von Menschen. Links von mir konnte ich eine Straße erahnen, von der wir kamen, doch wir waren auf dem Weg in den Wald hinein. Die Menschen in der Gruppe waren gestresst, sie hatten es eilig, als würden sie vor etwas davonlaufen. Ich konnte die Mutter der Kinder nicht sehen, aber spürte ihre Präsenz. Sie war angespannt, unruhig und atmete angestrengt. Auch die Kinder atmeten schnell und hektisch. Es schien, als seien alle gerannt. Ich konnte die Präsenz der anderen Menschen mehr erahnen, als dass ich sie sehen konnte. Nur einen Mann konnte ich deutlich erkennen. Ich kann sein Alter nicht gut einschätzen, was ihn jedoch kennzeichnete, war sein dominanter Schnauzbart. Er unterhielt sich mit einem anderen Mann, der jünger war als er. Auch ihn konnte ich nicht erkennen. Er sagte zu dem Mann mit Schnauzbart, der offensichtlich sehr angestrengt und besorgt war, dass er verspreche „auf sie aufzupassen“. Der Mann nickte und lief weiter in den Wald hinein. Dann hörten wir einen Schuss von der Straße. Alle erschraken fürchterlich. Die Angst der Kinder und der Mutter, war zum Greifen nah. Ich wachte aus der Szene auf und hatte das Gefühl, eine Jagd beobachtet zu haben.
Was wirklich dahinter steckte, kam mir bis dahin nicht ein Mal in den Sinn: Ich dachte die Seelen im Wald hätten etwas mit der Grube zu tun – ein Grubenunglück vielleicht oder ein Verbrechen, ein Beziehungs- oder Familiendrama.
Doch die Realität war um einiges erschreckender, wie mir mit ihren Informationen bewusst wurde: Sie waren Juden gewesen, die zur Zeit des Zweiten Weltkrieges verfolgt und ermordet wurden. Zusammen mit den Berichten von Augenzeugen über die aktuellen Sichtungen und meiner eigenen Recherche, ergab sich die traurige Gewissheit: Sie wurden von den Nazis eingeholt und ermordet.
Wie ich später herausfand, stehen ihre Namen auf einer Liste von Juden, die hier in der Gegend wohnten und in ein Konzentrationslager gebracht werden sollten.





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